Die besten Bücher der Saison
Jede Woche stellen wir hier ein neues Buch vor, dass uns besonders beeindruckt hat. Wir, die digitalen Buchhändler von 24symbols, haben es uns zur Aufgabe gemacht, Sie über Bücher zu informieren, die in aller Munde sind, möchten Sie aber auch mit weniger geläufigen Autoren bekannt machen, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Schauen Sie sich unsere Liste der besten Bücher der Saison an und finden Sie Ihr nächstes Lieblingsbuch. Wir haben natürlich darauf geachtet, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist:
Josses Tal
Eine ergreifende Geschichte über eine Jugend im Dritten Reich. Der 5-jährige Josef hat keinen Vater und wächst unter Schlägen und Schimpftiraden auf. Das ändert sich, als die Familie umzieht, denn im Neuen Dorf schließt eine der Nachbarsfamilien ihn ganz besonders ins Herz. Insbesondere der Student Wilhelm nimmt sich seiner an und beschützt ihn vor seinem gewalttätigen Großvater und den Schikanen der Dorfkinder.
Doch die Freundschaft zwischen Wilhelm und Josef wird mit der Zeit immer bedenklicher. Der junge Student ist SA-Mitglied und steckt auch Josef mit seiner Begeisterung für den Führer an. Josef vergöttert Wilhelm geradezu, die braune Uniform imponiert ihm und er merkt schnell, dass sie auch im Dorf gehörigen Respekt verschafft. So mutiert Josef zum Fähnleinführer, der sämtliche Dorfbewohner für Wilhelm bespitzelt. Mit der Zeit streuen sich allerdings Zweifel in Josefs blinde Gefolgschaft ein. Wir Leser*innen können nur hoffen, dass er noch rechtzeitig erkennt, wie er von Wilhelm gelenkt und ausgenutzt wird.
Ein einfühlsamer Roman über Manipulation und Verblendung, Obrigkeitsdenken und die Macht von Statussymbolen, aber auch über Solidarität, Widerstand im Kleinen und die Macht der Bücher.
Schrödingers Grrrl
Wow! Mit Schrödingers Grrrl hat Marlen Hobrack einen ganz besonderen Roman geschaffen, der nicht so ist, wie er aussieht.
Was als etwas klischeebelasteter Roman über Social Media, Influencer, Depression und Hochstapelei anfängt, entwickelt sich schnell zu einem gut durchdachten Spiel mit Autor, Text und Leser. Ein spitzer Seitenhieb gegen den Literaturbetrieb, aber auch wir Leser*innen bekommen unser Fett ab und müssen uns fragen, wie sehr wir uns nach Sensationen, ganz gleich ob Aufstieg oder Fall, lüstern.
Hobrack spielt nicht nur mit unseren Erwartungen, sondern auch mit unseren Sympathien. Jedes Detail in diesem Roman sitzt, die Figuren sind perfekt ausgearbeitet, ein bißchen überzeichnet, aber das ist okay. Da ist der absolut abstoßende PR-Agent, der liebeswürdige Psychologe, der beziehungsunfähige Freund… Selbst Figuren, die nur am Rand auftreten sind wohl überlegt, der intellektuelle Schriftsteller genauso wie der abgewrackte Fotograf. Ein wahrer Leseschmaus!
Kein Fluss
Die argentinische Autorin Selva Almada beschreibt in knapp 100 Seiten eine generationsübergreifende Männerfreundschaft, die einerseits von Verlust, Schmerz und Konkurrenz geprägt ist, andererseits von Fürsorge und unausgesprochenen Übereinkünften.
Drei Männer machen einen Angelausflug auf eine nordargentinische Insel. Das könnte idyllisch sein, ist aber der Auftakt für eine Spirale der Gewalt in der Vergangenes aufgearbeitet wird. Eine Momentaufnahme, die in kurzen, präzisen Sätzen die inneren Dämonen der drei Männer einfängt und ihre Weltanschauung mit der der Inselbewohner kontrastiert. Ein ewiger Machtkampf zwischen Natur und Mensch, Vertrautem und Fremden, Frauen und Männern.
Almadas Schreibstil hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Sie vermischt Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Übernatürliches, Leben und Tod. Zwar ist das Buch schnell durchgelesen, aber wenn man auf der letzten Seite angekommen ist, möchte man am liebsten gleich noch mal von vorne anfangen. Ein echtes Buchjuwel!
du, Alice
Mit ihrem ersten Prosaroman hat Simone Scharbert ein bemerkenswertes literarisches Werk geschaffen, das sich auf einfühlsame Weise mit psychischen Störungen beschäftigt und mit dem sie Alice James ein würdiges Denkmal setzt.
Obwohl Alice James als Ikone des frühen Feminismus gilt, ist sie vor allem bekannt als die kleine Schwester des Schriftstellers Henry James und des Psychologen und Philosophen William James. Zeit ihres Lebens litt sie unter diversen physischen und psychischen Erkrankungen, die sie teils monatelang ans Bett fesselten und sie schier wahnsinnig machten. Wie so viele Frauen ihrer Zeit, wurde Alice mit Hysterie diagnostiziert – der Frauenkrankheit des 19. Jahrhunderts schlechthin.
Simone Scharbert lässt Alice in diesem kurzen aber sprachlich und inhaltlich gewaltigen Buch aus dem Schatten ihrer berühmten Brüder treten. Mit einer Wucht, die einem den Atem verschlägt, beschreibt Scharbert die inneren Dämonen, mit denen Alice kämpft und lässt sie in diversen Originalzitaten aus Tagebüchern und Briefen selbst das Wort ergreifen. Eine Hommage an eine Frau, deren grandioser Geist zwar von ihrem kranken Körper und den Konventionen ihrer Zeit gedrosselt wurde, sich aber dennoch Gehör verschaffte.
Taupunkt
Familienstreit und Klimakrise, es geht heiß her in Thore D. Hansens neuem Roman TAUPUNKT. Der geschulte Politikwissenschaftler und Soziologe zeichnet ein erschreckend realistisches Szenario einer bedrohlich nahen Zukunft. Europa wird von einer Hitzewelle geplagt, die zehntausende von Todesopfern fordert und Recht und Ordnung außer Kraft setzt.
Die Brüder Tom und Robert haben sich schon lange auseinandergelebt und vertreten nun absolut gegensätzliche Positionen. Tom kämpft als Klimaaktivist für harte politische Maßnahmen, Robert leidet als Landwirt unter den katastrophalen Dürren und hängt Verschwörungstheorien an. Mit jedem Kapitel steigen die Temperaturen und erhitzen sich die Gemüter. Als die Hitzewelle ihren Höhepunkt erreicht, sitzen die beiden Brüder im brandenburgischen Nirgends fest und müssen um ihr Überleben kämpfen. Ein dystopischer Klimaroman der aufrüttelt. Und das ist auch dringend nötig.
heute graben
Ein Totengräber wird in diesem kuriosen Roman von Mario Schlembach mit dem eigenen Tod konfrontiert. Bevor er sein eigenes Grab schaufelt, ist er aber noch fest entschlossen, seine erste große Liebe wiederzufinden, wenn auch nur im eigenen Schreiben. In kurzen, stichpunkthaften Tagebucheinträgen gibt er uns Einblick in seinen ungewöhnlichen Alltag und teilt dabei seine geheimsten Erinnerungen und Hoffnungen mit uns. Die einzelnen Gedankenschnipsel fügen sich allmählich zu einem wehmütigen Ganzen zusammen, das die Pleiten, Pech und Pannen im (Liebes-)leben unseres Protagonisten offenbart.
Ein etwas anderer Liebesroman für alle, die es literarisch mögen: Klug, poetisch und traurigschön.
Ostkind
1992 trat die deutsche Fußballmannschaft zum ersten Mal mit der wiedervereinigten Nationalmannschaft bei einem internationalen Fußballturnier an. Arne Kohlweyer nutzt das Ereignis als Hintergrundkulisse für seinen Roman OSTKIND, ein kurzer Einblick in die Welt eines Neun-jährigen, dessen Welt von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt wird.
Während Marco mit der deutschen Fußballmannschaft mitfiebert, versucht er seine neue Mitschülerin Anna zu beeindrucken und den internationalen Walfang zu verbieten. Beides klappt nur mäßig, und dass sein Freund nun der Sohn eines Opportunisten und sein eigener Vater ein ewig Gestriger ist, macht die Sache auch nicht besser. Höchste Zeit, erwachsen zu werden und mehr von der Welt zu verstehen, aber das ist auch nicht gerade einfach. Vor allem, wenn einen die Erwachsenen nicht ernst nehmen und die eigene Mutter plötzlich nach Brasilien verschwindet, um dort, eigentlich ja ganz im Interesse des Sohnes, den Regenwald zu retten.
Marcos Entschlossenheit, die Welt zu verstehen, hat etwas rührendes und tragikomisches zugleich. Eine Momentaufnahme der deutschen Wiedervereinigung aus kindlicher Perspektive zum Schmunzeln und Schwelgen. Erfrischend anders.
Fremde Federn
Dass es in der Altenbetreuung hierzulande viele Brennpunkte gibt, ist keine Neuigkeit. Alina Lindermuth widmet sich dem Thema mit viel Fingerspitzengefühl und zeichnet ein glaubwürdiges Bild von den Herausforderungen, Verunsicherungen und Frustrationen, die Betroffene, Familienmitglieder und Betreuer täglich meistern müssen.
Als Tom nach einer Beförderung und dem damit verbundenem Stadtwechsel bei seiner Oma einzieht, scheint das eine etwas ungewöhnliche, aber durchaus praktische Lösung. Doch dann stürzt Rosemarie und erleidet einen Demenzschub. Tom ist mit seinem Job und der Pflege völlig überfordert und schließt eine 24-Stundenbetreuung bei einer Agentur ab. Im monatlichen Wechsel kümmern sich zwei Betreuerinnen um Rosemarie. Doch allen fällt es schwer, sich in der neuen Situation zurechtzufinden und Toms moderne Arbeitswelt steht im krassen Kontrast zu der Situation der Betreuerinnen.
In FREMDE FEDERN prallen Welten aufeinander, geraten aus den Fugen und stürzen schließlich wie Kartenhäuschen ein. Das ist aufwühlend, vor allem aber unheimlich gut beobachtet.
Was vom Schnee bleibt
Sich mit Mitte vierzig noch einmal völlig vorbehaltlos zu verlieben ist nicht leicht. Erst recht nicht als allein-erziehende Mutter, die seit der Geburt des inzwischen studierenden Sohnes keine Beziehung mehr hatte. Helen hat ihr Leben bestens im Griff und eigentlich keine Meinung zu Romantik. Als sie allerdings zufällig Einar in Berlin wiedertrifft, eine vergangene Liebe aus Studientagen, wird ihr geregeltes Leben aus der Bahn geworfen. Einar muss zwar zurück nach Norwegen, dadurch entsteht aber ein reger Nachrichtenaustausch. Nach einigem Zögern lässt sich Helen auf sein Werben ein. Doch obwohl sich Einar in seinen Absichten entschlossen zeigt, scheint er auch etwas zu verbergen.
Ein einfühlsamer Roman über die Bedeutung von Freundschaft, Vertrauen und Liebe. Und außerdem ein Buch, das Mut macht, der Liebe auch in schwierigen Zeiten eine Chance zu geben.
Thomas Mann – Glanz und Qual
In seiner neuen Biografie bietet der renommierte Literaturwissenschaftler Hanjo Kesting tiefe Einblicke in das Leben und Werk von Thomas Mann.
Anhand von den Tagebüchern, Romanen und Essays des bedeutenden deutschen Schriftstellers analysiert Kesting die literarischen Themen, die er in seinen Werken verarbeitet, und setzt sie in Bezug auf biografische Ereignisse. Darüber hinaus legt er die Bedeutung und Symbolik von Thomas Manns Werk offen und beschreibt die kritische Rezeption desselben („Welchem Publikum lässt sich die 1000-Seiten-Geschichte eines nahezu unbekannten Autors verkaufen?“). So entsteht ein detailliertes, nicht immer unkritisches, Porträt des Lebens und der (wandelnden) Weltanschauung Thomas Manns, sowie der politischen und kulturellen Umstände, die sein Schreiben beeinflusst haben.
Ein Muss für alle Verehrer des großen Sprachkünstlers und zwar besonders für solche, die sich für die Hintergründe zu seinen Klassikern interessieren.
Der Kreis – Die letzte Jesidin
Als Experte für transkulturelle Psychiatrie und Psychotraumatologie setzt sich Jan Ilhan Kizilhan weltweit für die Opfer der Terrormiliz IS, sowie für jesidische Mädchen und Frauen ein. In seinem neuesten Buch DER KREIS fiktionalisiert der Autor von diversen Sachbüchern und Romanen das Leben der Jesidin Begê Samur (im Buch Aziza genannt). Eine Heilerin, deren Grab auch heute noch von Menschen jeglichen Glaubens verehrt wird.
Obwohl der Roman zu Zeiten des Zusammenbruchs des Osmanischen Reiches spielt, sind die Themen der Ausgrenzung und Verfolgung aufgrund von religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit hochaktuell.
Kizilhan porträtiert mit viel Feingefühl die Schreckenserlebnisse, die Azizas Leben prägen und denen sie mit einer erstaunlichen inneren Kraft begegnet. Azizas Entschlossenheit, ihre eigene Kultur zu bewahren und ausnahmslos allen Kranken und Schwachen zu helfen, gibt Hoffnung in einer spannungsgeladenen Zeit. Mit anderen Worten, ein leidenschaftliches Plädoyer für Toleranz und Menschlichkeit und ein schönes Buch zum Jahresanfang.
Eine Liebe
Auch wenn der Titel anderes vermuten lässt, es handelt sich bei diesem Roman der spanischen Erfolgsautorin Sara Mesa um keinen Liebesroman. Vielmehr gleicht die Handlung einem unangenehmen Albtraum: Nat bricht mit ihrem Leben in der Stadt und zieht sich in ein Landhaus zurück, wo sie beabsichtigt, ihr Leben wieder aufzubauen und vor einer Gesellschaft zu fliehen, die sie verurteilt. Was sie nicht weiß, ist, dass sie in ihrer neuen Gemeinschaft gleichermaßen unterdrückt wird und sich den Grenzen von Schuld, ihrer eigenen Moral und ihrem Versagen stellen muss.
Nats innerer Dialog – direkt und transparent – dient als Motor des Romans. Die Ruhelosigkeit und widersprüchliche Gelassenheit der Protagonistin treiben die Geschichte voran und ziehen jeden Leser in ihren Bann.
Das Procane-Projekt
Der Alexander Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, die berühmte Philip St. Ives Serie des preisgekrönten Autors Ross Thomas neu zu übersetzen. Folglich sind wir bereits voll im Lesefieber :). Gewitzt und unterhaltsam, ist DAS PROCANE-PROJEKT ein perfektes Buch für alle Krimi-Fans.
St. Ives tritt eigentlich nur als Mittelsmann auf, doch in diesem Band geraten die Dinge etwas außer Kontrolle und statt Diebesgut zurück zu holen, wird der Vermittler selbst in einen millionenschweren Diebstahl verwickelt. Dadurch erhält die Serie mehr Action und St. Ives wird zu einer komplexeren Figur. Ein absolutes Highlight der Serie!
Lust auf mehr? Weitere Bücher der Philip St. Ives Serie gibt es hier.
Warum ich meine beste Freundin tötete
Mit unglaublich gutem Gespür für Zwischenmenschliches, analysiert Amanda Michalopoulou in dem Roman WARUM ICH MEINE BESTE FREUNDIN TÖTETE eine enge, geradezu symbiotische Mädchenfreundschaft.
Athen, 70er Jahre: Maria und Anna sind zehn Jahre alt und beide neu in der Klasse. Maria ist in Nigeria in “gutem Hause” aufgewachsen, Anna als Tochter intellektueller Exilgriechen in Paris. Dass sie beide aus dem Ausland zurück gekommen sind schweißt sie zusammen, auch wenn sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Anna ist gebieterisch und launisch, Maria eher schüchtern und reflektiert. Es überrascht also nicht, dass Anna die Anführerin ist und Maria ihre getreue Gefolgsfrau im Kampf gegen politische Ungerechtigkeit. Während sich Griechenland von der Diktatur erholt und zur Demokratie wandelt, ändert sich auch die Dynamik zwischen den zwei Freundinnen. Die Mädchen wachsen zu jungen Frauen heran, Maria emanzipiert sich. Ihre Wege trennen und kreuzen sich wieder, bis die nächste Revolte ansteht.
Michalopoulou verbindet scheinbar ganz nebenbei Politisches und Soziales, indem sie die Beziehung der beiden Freundinnen als politisches System betrachtet und zeigt, wie Politik sich auf den Alltag Einzelner auswirkt. Ein Roman, der noch lange nachklingt.
Meine Mutter sagt
Stine Pilgaard ist eine der erfolgreichsten Gegenwartsautorinnen Dänemarks. Nach METER PRO SEKUNDE hat der Kanon Verlag jetzt auch ihren Debütroman veröffentlicht – und der hat es in sich. Die manchmal etwas anstrengende, aber durchaus liebenswürdige Ich-Erzählerin wurde gerade von ihrer Freundin verlassen und plagt sich nun mit Liebeskummer.
Hoch literarisch und mit trockenem Humor, erinnert sich die junge Frau an verflossene Liebschaften und versucht dabei, ihre Geliebte zurückzugewinnen. Während sie die Liebe, Erinnerung und Einsamkeit erörtert, schafft sie ganz nebenbei eine Ode an die Literatur und Sprache im Allgemeinen. Dabei glänzt die Ich-Erzählerin nicht nur mit poetischen Schachtelsätzen und sozialkritischen Beobachtungen, sondern auch mit einem herrlichen Hang zur Dramatik, der die Lektüre zu einem wahren Vergnügen macht.
Aufbrechen, Verleugnen, Überleben
Tsitsi Dangarembga ist eine der wichtigsten afrikanischen Autorinnen der Gegenwart. Mit ihrer vielfach ausgezeichneten Trilogie über den Werdegang einer jungen schwarzen Frau in Simbabwe verweist sie auf die anhaltenden kolonialen Strukturen im Land, genauso wie deren Auswirkungen auf Selbstwahrnehmung und Selbstbestimmung.
Als Stipendiatin einer nahezu ausnahmslos weißen Missionsschule in Simbabwe, setzt Tambudzai alles daran, um auf die Ehrenliste zu kommen. Sie ist ehrgeizig, willensstark und überzeugt, dass ihre exzellenten schulischen Leistungen ihr eine bessere Zukunft verschaffen werden. Doch egal wie sehr sie sich anstrengt, ein Platz an der Spitze bleibt ihr verwehrt. In ihrem verzweifelten Versuch, sich trotz aller Widrigkeiten anzupassen und nach oben durchzuschlagen, verwandelt sich ihre Machtlosigkeit in Hass auf sich selbst und auf ihre Herkunft. Ein kritisches, aufwühlendes und augenöffnendes Porträt.
Es ist zwar nicht zwingend nötig, aber doch ratsam, die Trilogie der Reihe nach zu lesen. Alle drei Bücher sind im 24symbols-Abo enthalten:
Mittnachtstraße
Rudkoffsy schreibt am Puls der Zeit. Schon in seinem Debütroman FAKE hat der Stuttgarter Autor ein feines Gespür für aktuelle Gesellschaftsprobleme und komplexe Figuren bewiesen. Auch in MITTNACHTSTRASSE widmet er sich einer schier unglaublichen Vielfalt an Themen. Unter anderem geht es um Depression, toxische Männlichkeit, Generationenkonflikte, Gentrifizierung, Rassismus, Demenz und Klimaaktivismus.
Was nach einer hoffnungslos überladenen Handlung klingt, ist in Wahrheit ein klug durchdachter Roman, der sich stark auf die Hauptfigur Malte konzentriert, dabei aber auch Raum für die Personen aus seinem Umfeld schafft. Malte hält sich für einen aufgeklärten, toleranten, modernen Mann und doch verrennt er sich immer wieder in den Bildern, die er sich von seinen Mitmenschen macht. Ganz egal, ob es sich um flüchtige Bekanntschaften, Familie oder langjährige Freunde handelt, Rudkoffsy zeigt, dass es immer mehrere Perspektiven gibt und nichts nur schwarz oder weiß ist. Ein Buch mit Tiefgang, das wir unseren Lesern sehr ans Herz legen!
Anderes kenne ich nicht
Seit der Veröffentlichung ihres zweiten Buches ANDERES KENNE ICH NICHT wird Elisa Levi in ihrem Heimatland Spanien als eine der wichtigsten literarischen Stimmen der Gegenwart gehandelt.
Lea ist 19 Jahre jung, hat von der Welt nicht viel mehr gesehen als das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist. Doch Lea hat Verstand. In einem Monolog, der das ganze Buch anhält, erklärt sie einem älteren Herrn die Welt, ihre Welt. Das an sich ist schon herrlich symbolkräftig und auch sonst ist der Kurzroman sehr ausdrucksstark. Nüchtern und mit klaren Worten schreibt Levi von Schmerz, Frust und Liebe, und denkt dabei über Verantwortung und Selbstverwirklichung nach. Universelle Themen, denen Levi mithilfe von Leas Redeschwall einen individuellen Anstrich ebenso wie viel Raum für Interpretation gibt.
Jeder Aufbruch ist ein kleiner Tod
Die kroatische Autorin Ivana Sajko schafft es immer wieder, uns mit ihren kurzen, aber heftigen, Romanen zu überwältigen. Während sie in LIEBESROMAN mit messerscharfem Blick eine Beziehung porträtiert, die am plötzlichen Erwachsenwerden – inklusive Kind und Arbeitslosigkeit – zu scheitern droht, fasst sie in FAMILIENROMAN anhand von vier Generationen die Geschichte Kroatiens von 1941 – 1991 zusammen.
Ihr neuer Roman hat von beidem etwas: Das Ende einer Beziehung, Familie, Landesgeschichte – und noch viel mehr. Von Anfang an ist klar, dass der Erzähler keiner ist, der sofort auf den Punkt kommt, sondern sich nur vorsichtig und mit vielen Abschweifungen dem eigentlichen Thema nähert. Zusammen mit ihm begeben wir uns auf eine Reise, die zwar einen räumlichen Ursprung hat, vor allem aber in sein Innerstes führt. So fügen sich nach und nach verschiedene Puzzleteile zu einem Gesamtbild, dass uns wie ein Faustschlag ins Gesicht trifft. Sajko schreibt mit einer Sprachgewalt, die hochpoetisch ist, uns dabei aber gleichzeitig knallhart die Realität vor Augen führt.
Der Bericht ›Guillermo Stein‹
Ein regenreicher Kurzroman, der auf dem sonst so sonnigen Mallorca in den 60er Jahren angesiedelt ist. Eine Zeit, in der die balearische Insel noch nicht vom Tourismus überrannt war und die Schatten des spanischen Bürgerkrieges die Gesellschaft noch fest im Griff hatten.
Als ein neuer Schüler in der Jesuitenschule unseres jugendlichen Protagonisten Pablo Ridorsa erscheint, wollen die pubertierenden Jungs herausfinden, was es mit dem sonderbaren Neuling auf sich hat. Im folgenden kommt eine dunkle Geschichte ans Licht, die direkt mit Pablos Vergangenheit verknüpft ist und ihn von einem Moment auf den anderen ins Erwachsensein katapultiert. Poetisch und geheimnisvoll, ist DER BERICHT GUILLERMO STEIN ein kluger, feinfühliger Entwicklungsroman über Familie, Freundschaft, Schuld und sexuelles Erwachen.
Keine wie sie
Ljubljana, Slowenien: Nach dem schmerzvollen Ende seiner langjährigen Beziehung zu Sara sucht Matjaž sein Glück in den Armen einer anderen Frau. Doch obwohl es ihm ein Leichtes ist, die unterschiedlichsten Frauen zu erobern, keine kann die Leere in ihm füllen, die Sara hinterlassen hat. Geschickt nutzt Krečič die vielen neuen Bekanntschaften für spritzige Dialoge und gesellschaftskritische Beobachtungen. Dabei ist zerrüttete Geschichte Jugoslawiens stets allgegenwärtig.
Auf der Suche nach der Liebe findet Matjaž allmählich zu sich selbst und lernt, auch ohne Sara zurechtzukommen. Folglich entsteht eine leichte, romantische Komödie mit einer gehörigen Portion Zynismus, die wir jedem ans Herz legen.
The Blacker the Berry
Fast 100 Jahre ist es her, dass sich Wallace Thurman in THE BLACKER THE BERRY mit Rassismus und Diskriminierung innerhalb der schwarzen Community beschäftigte und damit zum Vorreiter seiner Zeit wurde. Das ist bitter, denn noch immer ist sein Werk aktuell und absolut lesenswert.
Seit ihrer Kindheit leidet Emma Lou unter ihrer tiefschwarzen Haut. Selbst ihre Mutter lässt sie jeden Tag spüren, dass sie den falschen Teint geerbt hat. Emma hofft, dass die Frage ihrer Hautfarbe fernab der Engstirnigkeit ihrer provinziellen Heimatstadt in den Hintergrund tritt, doch weder in Kalifornien, noch in Harlem fühlt sie sich wohl in ihrer Haut. Mit viel Gespür für den Widerspruch zwischen Emmas eigenen Vorurteilen und Hoffnungen, beschreibt Thurman die subtilen und nicht so subtilen Demütigungen ihres Alltags. Ein Buch von großer Bedeutung, das uns noch lange begleiten wird.
Der Amazonas-Code
Für alle Abenteuer und Action-Fans empfehlen wir diese Woche den zweiten Teil der Harvey Bennett Abenteuer von Bestsellerautor Nick Thacker. Auch in der Fortsetzung von DER ENIGMA-VIRUS wird es brenzlig für Park-Ranger Ben, der weiterhin versucht, den dunklen Machenschaften der dubiosen Firma Draconis Industries auf den Grund zu gehen. Diesmal führt die Spur ihn in die Tiefen des brasilianischen Amazonas und zu einem indigenen Volk, das ein mysteriöses Geheimnis hütet.
Bei seiner Dschungel-Mission trifft Ben auf diverse Mitstreiter, doch nicht immer ist klar, wer sein Freund und wer sein Feind ist. Spannungsgeladen und handlungsreich ist DER AMAZONAS-CODE eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Fantasy und Science Fiction!
Erbgut
Ein kaleidoskopischer Roman, der in kurzen Kapiteln drei Generationen einer Familie beleuchtet. Im Vordergrund stehen die beiden Großmütter, Vater und Mutter der Ich-Erzählerin, sowie die Erzählerin selbst. Scheiflinger spielt gekonnt mit Sprache und Zeit und mischt dabei diverse einschneidende Erinnerungen der Protagonisten durcheinander. Das mag am Anfang noch etwas verwirrend sein, doch schon bald fügen sich die verschiedenen Fragmente zu einem wohl gerundeten Ganzen zusammen.
ERBGUT zeigt, wie sich Verhaltensmuster wiederholen und dass wir nicht nur physische Merkmale, Begabungen oder Krankheiten erben, sondern auch durch die Entscheidungen unserer Vorfahren geprägt werden.
Ein faszinierendes Debüt von einer Autorin, von der wir in Zukunft hoffentlich noch viele weitere Bücher lesen werden.
Hervorragende Bücher für anspruchsvolle Leser
Jeden Tag erhalten wir etliche Bücher und wählen sorgfältig diejenigen aus, von denen wir glauben, dass sie Sie am meisten interessieren werden. Unser Rezept? Ein großartiges Buch sollte den Leser in seinen Bann ziehen, ihm Neues zeigen und zum Nachdenken anregen. Ein Buch ist wie eine Tür zu einer anderen Welt, denn beim Lesen entdecken wir verschiedene Perspektiven und erweitern unseren Horizont. Ein Buch kann eine Person verändern, aber, wie Edmund Wilson sagte, „Keine zwei Personen lesen je dasselbe Buch.“
Es gibt immer Raum für Interpretation, Phantasie und angeregte Diskussionen. Deshalb laden wir Sie ein, die von Ihnen gelesenen Bücher zu kommentieren und sie anderen digitalen Lesern zu empfehlen.
Ganz gleich, ob Sie Thriller, Liebesromane oder zeitgenössische Literatur mögen, für ein gutes Buch ist immer Zeit. Worauf warten Sie noch? Abonnieren Sie unseren Premium-Service und entdecken Sie eine Welt voller Bücher!
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